Maltererteppich
Der Maltererteppich im Freiburger Augustinermuseum stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jh. Er zeigt in verschiedenen Medaillons die "Weiberlisten" anhand von biblischen und antiken Szenen und mittelhochdeutscher Dichtung (z.B. Samson und Delilah, Aristoteles und Phyllis, Vergil).
Links und rechts sind die Wappen und Vornamen des Geschwisterpaares Anna und Johann Malterer (des Vaters von Martin Malterer) zu sehen. Die Motive sind mit Wolle auf einen Leinengrund gestickt. Die Maße betragen 4,91m x 0,67 m.
Marienteppich
Der Marienteppich gehört heute zum Bestand des Augustinermuseums, er misst ca. 90 x 207 cm. Dargestellt sind drei Szenen aus dem Leben Mariens: die Verkündigung, die sog. Heimsuchung und die Anbetung der drei Könige. Die Szenen werden flankiert von Darstellungen der Hl. Katharina (links mit Rad und Schwert) und des Hl. Augustinus(?), rechts im Bischofsornat. Der dreischichtige Aufbau (stilisierte Hügel als Bodenzone, Figuren mit Rankenwerk in der Mittelzone und stilisierten Wolkenbändern als Himmel) ist typisch für zeitgenössische Kompositionen aus dem Raum Schweiz, Elsaß und Oberrhein. Die Szenen werden von einer Vielzahl an mythologischen und theologischen Symbolen und Andeutungen ergänzt.
Der Ausschnitt zeigt die Verkündigungsszene. An den Figuren dieses Ausschnitts sind einige der modischen Eigenheiten des späten 14. Jahrhunderts schön zu erkennen. Die Frauen sind in Cotardien dargestellt; die tiefen und weiten Ausschnitte reichen z. T. bis zu den Schultern. Die Ärmel sind, wie die Oberteile, eng anliegend und körperbetont. Unterhalb der Taille weiten sich die Kleider und lassen einen reichen Faltenwurf zu. An den Ärmelenden lassen sich andeutungsweise Prieschen erkennen. Die auffälligen Blumenmuster der Kleider entspringen möglicherweise künstlerischer Freiheit, sie sind auf sonstigen Abbildungen zeitgenössischer Mode i.d.R. nicht zu erkennen.
Die Figur des Jägers gibt ein schönes Bild der Herrenmode auf der Höhe der Zeit: Seine Schecke ist von zahlreichen Knöpfen verschlossen und mit einer modischen (ausgepolsterten!) Kugelbrust ausgestattet, die die Taille extrem schlank wirken lässt. Die Schöße der Schecke reichen gerade noch bis zum Schritt. Die Ärmel der Schecke sind bis knapp über den Ellenbogen keulenartig weit geschnitten und liegen unterhalb des Ellenbogens eng an, eine Ärmelform, die sich bei mehreren zeitnahen Darstellungen vom Oberrhein finden lässt (Vgl. Schachzabelbuch, Rüdiger-Schopf-Handschriften, Straßburger Trompeter).
Spiele- bzw. Minneteppich
Der sogenannte Spiele- oder Minneteppich entstand nach neueren Erkenntnissen um 1400 im Raum Heidelberg und wurde vermutlich von dem Speyerer Bürger Hans Diehl in Auftrag gegeben. Ältere Auffassungen siedelten seine Entstehung im Elsaß an. Obwohl seine Herkunft damit nicht mehr in der Region Oberrhein verortet werden kann, belassen wir ihn auf unserer Seite, da auch der Heidelberger Raum zum deutschsprachigen Südwesten gezählt werden kann. Besonders die dargestellte Kleidung ist eine wichtige Quelle für uns. Die modischen Details zeigen auffällige Parallelen zu anderen zeitgenössichen Darstellungen aus unserer Region (z.B. den Rüdiger Schopf Handschriften). Außerdem legt der Teppich Zeugnis vom Selbstbewusstsein eines aufstrebenden Bürgertums ab, das sich mit Statussymbolen ausstattet, um so bewusst die Standesgrenzen zum Adel aufzuweichen.
Heute ist der Teppich im Besitz des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
Er zeigt eine höfische Gesellschaft bei allerlei Spielen. Auffällig sind die teilweise bunt (auch diagonal!) gestreiften Kleiderstoffe. Diese Musterung der Stoffe weist deutliche Parallelen zu den etwa zeitgleich entstandenen Fresken der Burg Runkelstein in Südtirol auf. Die Dame in Rot am linken Bildrand und die sitzende Dame in Weiß (obere Reihe) tragen beide eine hochgeschlossene Houppelande. Von den Männern werden vorwiegend kurze Schecken mit Beutelärmeln getragen.